Hirsche zerstören den Kellerwald
das sagen wir dazu
Rotwildproblem im Kellerwald
Mitten im Naturpark Kellerwald gibt es massives „Rotwildproblem“. Auf einer Fläche von mehreren hundert Hektar Wald und Feldflur hat sich, auch durch Fütterung im Winter, eine Rotwildpopulation von über 200 Tieren entwickelt. Die Dichte beträgt das 4 – 5 fache von dem, was die Wissenschaft als noch ökosystemverträglich definiert. Daraus resultieren massive Wildschäden in der Landwirtschaft (manche Kulturen kann man kaum noch anbauen) und einem zunehmend devastiertem Wald. Kulturen sind nur noch mit Gatter möglich. Auch an größeren Bäumen gibt es katastrophale Schälschäden. Die Ursache liegt bei einem zahlungskräftigen Jagdpächter, der sich geltende Regeln hinwegzusetzen versteht. Aber auch bei Grundstückseigentümern, die dem Wald nicht die erste Priorität geben und Jagdpachtverträge trotz besserem Wissen verlängern.
Der BUND hält den Grundsatz „Wald vor Wild“, wie er auch im Bundesjagdgesetz und im Hessischen Jagdgesetz rechtlich verankert ist, für wesentlich und unverzichtbar. Nach §21 HJagdG sind “Jagdausübungsberechtigte verpflichtet, die Jagd so auszuüben, dass sich die im Wald vorkommenden wesentlichen Baumarten entsprechend den natürlichen Wuchs- und Mischungsverhältnissen des Standortes verjüngen und sich in der Feldflur landwirtschaftliche Kulturen entwickeln können. Übermäßige Verbiss- und Schälschäden sollen vermieden werden”. Die Bejagung des Rotwildes, muss daher so erfolgen, dass eine natürliche Verjüngung aller standortheimischen und standortgerechten Baumarten ohne Schutzmaßnahmen wie Zäune möglich ist. Andernfalls wird dem Gesetzesauftrag faktisch nicht entsprochen.
Unsere Wälder leiden zunehmend unter den Folgen des Klimawandels, insbesondere unter anhaltender Hitze, Trockenperioden und den daraus resultierenden Stressfaktoren. Wildschäden durch Verbiss und Schälen erschweren den dringend notwendigen Waldumbau hin zu klimastabilen, standortgerechten Mischwäldern mit heimischen Baumarten. Besonders betroffen sind dabei Baumarten wie Buche, Eiche, Hainbuche und Esche, die für die Resilienz hessischer Wälder entscheidend sind, vom Rotwild jedoch stark geschädigt und in ihrer natürlichen Verjüngung massiv beeinträchtigt werden.
Der BUND begleitet das Jagdwesen in Deutschland positiv, aber kritisch. Wald vor Wild bedeutet, dass eine angemessen hohe Abschussquote für Rotwild unerlässlich ist, um Wildschäden wirksam zu begrenzen. Wenn die Jagd allerdings zum Prestigeobjekt verkommt, bei dem mit viel Geld Trophäen „gezüchtet“ werden, dann ist sie nicht mehr naturverträglich.
Die organisierte Jägerschaft DJV (immerhin in D ein anerkannter Naturschutzverband) könnte hier ein Zeichen setzen.