BUND Kreisverband Schwalm-Eder

Naturpark als Sternenpark ?

14. März 2023

Können wir bald wieder nachts die Sterne sehen?

Der BUND schlägt vor den Naturpark Knüll zum Sternenpark zu entwickeln. Unser Vorbild ist der Sternenpark in der Rhön.

 

Kunstlicht und Lichtverschmutzung

 

Für alle Lebewesen auf der Erde ist der durch die Rotation des Planeten bedingte natürliche Wechsel zwischen hellem Tag mit einer maximalen Beleuchtungsstärke von 128 000 Lux und dunkler Nacht mit maximal 0,3 Lux bei Vollmond der grundlegendste Rhythmus. Abweichungen von diesem natürlichen Taktgeber durch den Einsatz von Kunstlicht führen zum Verschwinden lebenswichtiger Ausprägungen in den Ökosystemen – und der Lebensraum natürliche Nacht ist in Gefahr.

 

Durch blendende Lichtquellen und weithin sichtbare diffuse Lichtglocken über Städten, selbst über kleinen Gemeinden, Gewerbe- und Industriegebieten, wird der Blick auf das natürliche Licht der Sterne am Nachthimmel weiträumig verhindert. Dafür hat sich der Begriff Lichtverschmutzung eingebürgert. Über den Städten sind nur noch wenige Dutzend Sterne zu erkennen, während bei einem natürlich dunklen Himmel bis zu 4000 Sterne sichtbar wären. In Mitteleuropa gibt es nur noch wenige Möglichkeiten, eine natürliche Nachtlandschaft zu erleben, der Sternenhimmel geht als unmittelbares Naturerlebnis und als Kulturgut immer mehr verloren.

 

Folgende Phänomene können unter dem Begriff Lichtverschmutzung zusammengefasst werden:

 

-direkte Blendung durch starke Lichtquellen

-künstliche Aufhellung der direkten Umgebung und des Nachthimmels

-nachbarschaftliche Störung im Sinne des Bundesimmissionsschutzgesetzes

(BImSchG), in dem Kunstlicht je nach Art, Dauer und Ausmaß als schädliche

Umwelteinwirkung erfasst ist

 

Die Folgen für Umwelt und Arten sind vielfältig, denn der regelmäßige Rhythmus der natürlichen Lichtverhältnisse von Tag und Nacht ist evolutionsbiologisch auf Zellebene in so gut wie allen Organismen und Ökosystemen eingraviert. So werden durch die fortschreitende Aufhellung der nächtlichen Umgebung und der Zerschneidung oder dem Verlust von Dunkelräumen alle heimischen Arten unmittelbar beeinflusst.

 

Auch im Knüll ist der größte Teil der dort lebenden und geschützten Tiere nachtaktiv. Ihr Habitat ist nur dann gesund, wenn in der Nacht nur die natürliche Lichtstärken vorherrschen. Erreicht der Taghimmel bis zu 128.000 Lux, so sind es bei Vollmond nur noch 0,3 Lux und bei Neumond sogar unter 0,0001 Lux. Nach diesen Lichtstärken hat sich das Leben auf der Erde entwickelt. Jedes künstliche Licht ist also eine Unterbrechung dieses grundlegensten Rhythmus der Natur und damit ein Stressfaktor für jedes Lebewesen.

Mehr als die Hälfte der Arten ist nachtaktiv. Durch künstliches Licht werden ihre nächtlichen Lebensräume verkleinert, zerstört oder anderweitig beeinträchtigt. Hiervon sind auch die tagaktiven Arten betroffen.

Dämmerungs- und nachtaktive Insekten (z. B. Nachtfalter) werden insbesondere von Lichtquellen mit hohen Blauanteilen angezogen. Häufig verenden sie an den Lichtquellen durch Erhitzung oder indem sie nicht mehr entweichen können. Noch gravierender ist, dass durch das Licht ihre Fortpflanzungsaktivität gestört wird und keine Vermehrung mehr stattfindet. Auch ihre Funktion etwa als Bestäuber stellen sie ein.

Singvögel werden in hell erleuchteten Städten zur Änderung ihrer Aktivitätsphasen und ihres Brutgeschäfts gezwungen. Vögel meiden beispielsweise Bäume als Brut- oder Schlafplätze, wenn diese nachts angestrahlt werden. Zugvögel werden von ihren Flugrouten abgelenkt oder stoßen mit beleuchteten Bauwerken zusammen. Auch Himmelsstrahler tragen zum Tod von Zugvögeln bei.

Künstliches Licht zwingt Fledermäuse zu energiezehrenden Umwegen oder vertreibt sie aus ihren Lebensräumen. So werden etwa historische Bauwerke von Fledermäusen als Lebensraum aufgegeben, wenn sie angestrahlt werden. Manche Feldermaus-Arten hindert dies am Ausfliegen.

Bäume und andere Vegetation, die nachts angestrahlt werden, behalten ihre Blätter im Herbst länger und erfrieren dadurch leichter.

Die zur Beleuchtung eingesetzte Technik verbraucht Rohstoffe und vor allem Energie, was sich insgesamt negativ auf die Umwelt auswirkt und die gravierende ökologischen Krise in welcher sich die Menschheit befindet, wie etwa die Erderhitzung weiter verstärkt.

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